Erfahrungsbericht von Moni

Anführungszeichen

Ich bin nun froh, alles geregelt zu haben und meinen Kindern den Druck zu nehmen, dass sie kein schlechtes Gewissen oder Gewissensbisse haben brauchen, wenn sie aufgrund von meinen Wünschen im Ernstfall entscheiden

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3 min

Kurz zusammengefasst

Als Krankenschwester begegnet Moni vielen Situationen, in denen Vorsorgedokumente schmerzlichst vermisst werden. Durch einen Schicksalsschlag in der Familie hat sie begonnen, sich mit ihren eigenen Vorsorgedokumenten auseinanderzusetzen.

Durch den Schicksalsschlag meines Vaters habe ich mich das erste Mal mit Vorsorgedokumenten auseinandergesetzt. Während Renovierungsarbeiten hatte er plötzlich einen Herz-Kreislauf-Stillstand und musste reanimiert werden. Als es um die Entscheidung ging, ob er eine Trachealkanüle und eine PEG-Sonde bekommen soll, mussten meine Mutter, meine Schwester und ich entscheiden. Leider hatte er, sowie auch meine Mutter keine Vorsorgedokumente.

Nach diesem Schicksalsschlag erstellten wir für meine Mutter Vorsorgedokumente, um für einen weiteren Schicksalsschlag vorbereitet zu sein.

Auch ich habe mich dann mit meinen eigenen Vorsorgedokumenten auseinandergesetzt und diese erstellt. Als meine Schwester dann ein paar Jahre später im Sterben lag, wurde mir durch ihre Vorbereitungen bewusst, wie wichtig es auch ist, seine Wünsche für die Beerdigung niederzuschreiben.

Mittlerweile besitze ich eine Patientenverfügung, eine Betreuungsverfügung, eine Vorsorgevollmacht und einen Organspendeausweis. Darüber hinaus habe ich auch schriftlich festgehalten, wie ich mir meine Beerdigung vorstelle. Denn ich denke, es ist für die Angehörigen schön, wenn sie wissen, dass mein Abschied so verlief, wie ich es mir vorgestellt habe.

Meine Kinder wissen über sämtliche Inhalte Bescheid und auch, wo ich die Dokumente in der Wohnung hinterlegt habe. Auch wenn sie es nicht hören wollten, habe ich sie dazu genötigt.

Nach dem Schicksal mit meinem Vater sowie seinem damit verbundenen Tod, habe ich bemerkt, wie wichtig Vorsorgedokumente sind und diese auch umgehend für mich erstellt. Aber natürlich ist es ein schwieriges Thema, da man sich mit allen Eventualitäten, die eintreffen können, auseinandersetzen muss und einem eben auch die eigene Sterblichkeit bewusst wird.

Ich bin nun froh, alles geregelt zu haben und meinen Kindern den Druck zu nehmen, dass sie kein schlechtes Gewissen oder Gewissensbisse haben brauchen, wenn sie aufgrund von meinen Wünschen im Ernstfall entscheiden

Nicht nur in meinem nahen Umfeld war ich mit einigen Schicksalsschlägen und somit der Vorsorge ausgesetzt, auch beruflich habe ich öfters mit dem Thema Vorsorge zu tun.

Als Krankenschwester auf einer onkologischen Station können Vorsorgedokumente uns die Arbeit als Pflegekräfte erleichtern, da wir auf einer andere Basis Gespräche, gerade über den Tod, führen können. Es zeigt sich auch, dass die Betroffenen beruhigter auf ihren letzten Weg gehen, wenn alles geregelt ist und wir sie dabei unterstützen können. Auch uns beruhigt es zu wissen, dass wir nach deren Willen handeln und dies gegebenenfalls auch mündlich vom Patienten geäußert und bestätigt wurde.

Für Ärzte sind Vorsorgedokumente bei der Behandlung aber deutlich wichtiger, denn diese entscheiden im Ernstfall ob z.B. die Reanimation bei dem Krankheitsbild oder dem Krankheitsverlauf fortgeführt wird. Hierzu habe ich auch ein Beispiel.

Auf meiner Station lag eine Patientin mit Krebs im Endstadium. Aus medizinischer Sicht gab es keinen ersichtlichen Grund, für die akute Verschlechterungen ihres Zustands. Bei der Patientin trat ein Herz-Kreislauf-Stillstand ein und wir fingen umgehend mit der Reanimation an. Der zuständige Arzt aus dem Reanimationsteam fragte, selbstverständlich, ob etwas mit Vorsorgedokumenten abgeklärt ist. Dies war leider nicht der Fall. Die zuständige Ärztin meiner Station hatte nun die Entscheidung zu treffen, ob man, auch anhand der Krankengeschichte, die Reanimation fortführt. Für die Entscheidungsfindung rief sie die Angehörigen an und bezog diese mit ein. Logischerweise waren die Angehörigen ebenfalls überfordert und wollten überlegen und nach einigen Minuten zurückrufen. Die gesamte Situation war für mich eine „no go“ Situation. Generell zeigt sich, dass nur wenige Patienten Vorsorgedokumente haben.

Zu Abschluss möchte ich jeden dazu aufrufen, Vorsorgedokumente zu erstellen, sich zu überlegen, was möchte ich und was möchte ich nicht. Ich denke, jeder hat sich schon mal Gedanken dazu gemacht. Schreibt das einfach nieder und redet auch mit jemanden darüber, denn Gedanken kann keiner lesen.

Falls schon Vorsorgedokumente vorliegen, bietet es sich an, diese regelmäßig durchzulesen und immer wieder neu zu unterschreiben. Das verdeutlicht im Ernstfall, dass der Inhalt immer noch eurem Willen entspricht.

Hierzu hatte ich auch eine Situation auf Station. Ein sehr alter, todkranker Patient hatte eine Patientenverfügung. In dieser stand, dass er weder eine Reanimation noch eine Behandlung auf der Intensivstation möchte. Als der Patient im Sterben lag, informierten wir die Angehörigen. Ein Sohn forderte von uns, den Vater auf die Intensivstation zu verlegen, da die Patientenverfügung schon über 10 Jahre alt war, und keiner wüsste ob dies noch seinem Willen entspricht. Da das Krankenhaus sowie auch der behandelnde Arzt die angedrohte Klage nicht riskieren wollten, wurde der Patient auf die Intensivstation verlegt und ist dort eine Woche später gestorben.

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