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Leo ist Studentin aus Nürnberg und spricht darüber wie wichtig Vorsorgedokumente nicht nur für die ältere, sondern auch für die jüngere Generation sind.
Vor zwei Jahren bin ich für mein Studium nach Nürnberg gezogen. Hier lebe ich in einer WG und studiere Heilpädagogik. Im 3. Semester haben wir uns mit dem Betreuungsrecht auseinandergesetzt. Da habe ich die Wichtigkeit der Vorsorge erkannt, besonders dann, wenn die Familienverhältnisse unklar oder schwierig sind. Ich denke, das sollte man sich als erstes bewusst machen. Ohne Vorsorgedokumente entscheidet im Notfall die biologische Familie für dich. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meiner Familie und habe bisher keine Situation gehabt, in der ich ein Vorsorgedokument gebraucht hätte. Dass meine Familie drei Autostunden entfernt lebt macht mir keine Angst.
Den Organspendeausweis habe ich schon seit meiner Schulzeit, da eine Freundin diese im Klassenzimmer verteilt hat. Damals habe ich ihn sofort ausgefüllt, weil ich nicht dachte, dass er dann gleich offiziell gültig ist. Das habe ich erst im Nahhinein recherchiert, bin dann aber bei meiner Entscheidung geblieben. Gerade wenn man jung ist, machen einem die großen Entscheidungen Angst. Wie soll ich anderen meinen Willen aufschreiben, wenn ich ihn selbst nicht immer kenne. Das hat mich bisher davon abgehalten Vorsorgedokumente für mich anzulegen. Geändert hat sich meine Meinung, nachdem ich verstanden habe, dass ich die Dokumente jederzeit anpassen kann.
Die Vorsorgedokumente sind eine Momentaufnahme meines Willens und wenn sich meine Situation ändert, kann ich diese auch wieder ändern. Das nimmt den Druck raus und macht die Dokumente auch für junge Menschen interessant.
Mir ist es wichtig, dass die Unterlagen kompakt und leicht zu finden sind. Die Fragen und das Ausfüllen sollten einfach sein. Mit Dokumenten in leichter Sprache erreicht man noch mehr Menschen und ermöglicht Personengruppen, die über einen freien Willen verfügen, die Vorsorge. Ich finde handgeschriebene Vorsorgedokumente persönlicher, deswegen gefällt mir der Vorsorgekompass. Es fühlt sich gut an den Vorsorgenden mit meiner Handschrift Vertrauen und Sicherheit zu geben.
Denn die Dokumente erstelle ich für meine Angehörigen und nicht für mich.
Spätestens bei einer lebensgefährlichen Diagnose würde ich definitiv Vorsorgedokumente anlegen. Oder bei einem längeren Auslandsaufenthalt, aufgrund der Gesetzeslage. Ich habe bereits für ein Jahr in England gelebt und war auch schon für einige Monate in Südafrika. Damals ohne Vorsorge. Das würde ich heute anders machen.
Im Praktikum habe ich gesehen, dass Betreuungsverfügungen die Fachkräfte entlasten. Wenn Menschen nicht eindeutig ihren Willen äußern können, ist das herausfordernd. Damit bin ich in meinem Berufsfeld konfrontiert. Ich merke, dass es mich nervt, wenn Fragen oder Entscheidungen suggestiv erfragt werden. Denn das nimmt die Freiheit für den eigenen Willen. Dabei geht es in meinem Arbeitsumfeld um Alltagsentscheidungen und allein die sind herausfordernd, wenn man den Willen der Person nicht kennt oder abschätzen muss.
Die Wichtigkeit der Vorsorge bei alten Menschen ist bekannt. Für jüngere dagegen gar nicht. Das könnte mehr im Studium, in der Ausbildung oder am Arbeitsplatz thematisiert werden. Ich denke auch Institutionen wie die Krankenkasse sollten regelmäßig Vorsorgedokumente von Ihren Kunden anfordern.